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Geflügelzucht- und Vogelschutzverein Reisbach

Das Tierportrait

UPDATE vom 15.09.2002

Alle Beiträge dieser Seite mit freundlicher Genehmigung von

Deutscher

Kleintier - Züchter

Verbandsorgan für den Rassegeflügelzüchter
Verlag:
Öertel + Spörer GmbH + Co.
Postfach 1642
72706 Reutlingen 
Burgstr. 1 - 7
Telefon: 07121 / 302-555 
Telefax: 07121/302558
Inhalt der Ausgabe 20/2001
 
Schleiereulen leben in Siedlungen 3
Altrheiner Elsterenten (Magpie-Enten 4
Stolze Patrizier aus den Niederlanden:Brabanter 8
41. Bantamschau in Sondershausen 14
Prachtvolles Parkgeflügel:Schwäne und Flamingos 16
Schlesische Mohrenköpfe als kulurelles Erbe erhalten! 20
Taubenhäuser in Niederbayern 28
Der Leser hat das Wort 30
Gerd Baumann, Oppenweiler 32

Geflügel und Kaninchen beim Landwirtschaftlichen Hauptfest

36
   

Aus dieser Ausgabe lesen Sie hier:

Schleiereulen leben in Siedlungen

3

ABO-Formular

Der Naturfreund

Schleiereulen leben in Siedlungen

Mit insgesamt 9 Arten sind Schleiereulen weltweit verbreitet. Unsere Schleiereule (Tyto alba) bewohnt milde, schneearme Gebiete bis ca. 500 in Höhe. Sie ist die einzige mitteleuropäische Art. Außerdem kommt die in 34 Rassen gegliederte Art als einzige Eule in allen Erdteilen (Afrika, Arabien, Südostasien, Australien, den beiden Amerikas und auf zahlreichen Inseln) mit Ausnahme der Antarktis vor. Sie hat eine helle und eine dunkle Farbvariante, die in Gefangenschaft in reinerbigen Linien gezüchtet werden können. Wegen ihres herzförmigen Schleiers ist diese Eule mit den übrigen bei uns lebenden Arten nicht zu verwechseln.

Wie keine andere Eule bei uns ist sie auf Kleinsäuger wie Mäuse und Spitzmäuse angewiesen, nimmt aber auch Insekten und ausnahmsweise Vögel, die sie im offenen Kulturland der Umgebung mit Wiesen, Weiden und Brachflächen jagt und welchen sie bei Schlechtwettereinbrüchen, wie Schneelagen, im Inneren von Scheunen, Wildfutterstellen u. a. nachstellt. In Abhängigkeit von der Erreichbarkeit ihrer Beutetiere schwanken die Schleiereulenbestände erheblich und können nach strengen Wintern fast ganz zusammenbrechen. An solche immer wieder eintretenden Katastrophen ist die Art in ihrem Brutzyklus, insbesondere hinsichtlich Gelegegröße und Jungenaufzucht, bestens angepasst. Die Beute kann am Boden oder auch in der Luft geschlagen werden und wird mit den Krallen totgedrückt und mit dem Schnabel geschüttelt und mit Genickbiss getötet. Das Gewölle der Schleiereule wird vor dem Herauswürgen tüchtig eingespeichelt, was ihm später den typischen lackartigen Glanz (Überzug) verleiht.

 

Schleiereulen bebrüten ihr Gelege nach Ablage des ersten Eis. Die Jungeulen schlüpfen daher im Abstand der Eiablage. Schleiereulenbruten können recht kopfstark sein und aus bis zu 12 Jungvögeln bestehen. Nur bei günstigsten Nahrungsbedingungen können alle Jungvögel aufgezogen werden. Bei Nahrungsmangel verkümmern zuerst die jüngsten Eulen und werden dann sukzessive an die älteren Geschwister vertüttert,

Im Allgemeinen sind Schleiereulen Standvögel. Die Jungvögel aber wandem gerne über hunderte, gelegentlich sogar über tausend Kilometer in alle Richtungen ab. Die Jugendsterblichkeit ist im ersten Jahr mit bis zu 50 % und 70 % außerordentlich hoch. Dafür können Schleiereulen zum Ausgleich bereits vor Vollendung des ersten Lebensjahres zur Brut schreiten. Das durchschnittliche Lebensalter ist gering, Brutpartnerwechsel erfolgt oft bereits nach 2 Jahren. Für einzelne Schleiereulen ist allerdings das salomonische Alter von 20 Jahren verbürgt.

Gefährdet sind die Schleiereulen durch Ausbau und Reinigungsarbeiten auf Dachböden, Scheunen und Kirchtürmen, da dadurch oft ruhige Schlafplätze und Kinderstuben beseitigt werden. Das Vereistern der Einflüge zum Vermindern von Stadttaubenbrustätten hat für die Schleiereule gravierende Folgen, da ihr der Zugang zu den Brutstätten verwehrt wird.

Den Schleiereulen kann überall dort geholfen werden, wo noch ausreichend große Jagdgebiete in der Nähe von geeigneten, ruhigen Gebäuden vorhanden sind. Meist liegen diese am Siedlungsrand in der Nachbarschaft von Wiesen, Weiden, Ackerbrachen oder Wasserläufen. Neben den Brutplätzen sind auch Tagesunterstände in ausreichender Zahl bereitzustellen.

 

Junge Schleiereulen schlüpfen In Tagesabständen. Die Jüngeren tragen noch ihr Daunenkleid, während den älteren Jungvögeln bereits die Federn wachsen und ihren Eltern schon sehr ähneln.

Foto: Dr. Havelka

Zum ständigen Verbleib benötigen die nachtaktiven Schleiereulen zur Regeneration und zum Tagesschlaf ungestörte ruhige, von Menschen nicht oder nur selten besuchte Gebäude wie Scheunen, Kirchtürme, Ruinen oder Dachböden.

Da trotz aller Rücksichtnahme Störungen immer wieder auftreten oder manchmal unvermeidlich sind, ist es wichtig, dass solche Tageseinstände in der Mehrzahl vorhanden sind, wohin die Eulen dann ausweichen können.

Nisthilfen sind für die Schleiereule besonders wichtig, da sie bei uns ein typischer Gebäudebrüter ist, außerhalb der menschlichen Siedlungen kaum Bruten stattfinden und moderne Scheunen oft keine sicheren Brutplätze für die Art haben. Für Schleiereulen haben sich Nistkästen mit einer Grundfläche von ca. 70 x 100 cm, die innerhalb der Wirtschaftsgebäude (Scheune) an einer senkrechten, meist einer Giebelwand angebracht werden, besonders bewährt. Über eine Öffnung (Loch) in der Wand gelangt die Eule unmittelbar in die Brutkiste. Die Nisthilfen werden auch gerne als Tagesunterstände genutzt. Wichtig ist für die Tiere, dass ihnen zusätzlich ein Einfluß in das oder die umliegenden Wirtschaftsgebäunde möglich ist, damit sie sich bei Schlechtwetterlagen dort auf Beutefang begeben können. Fehlen solche offenen Gebäude, ist es sinnvoll, über Einfluglöcher dieselben zugänglich zu machen. Gelegentlich lässt es sich aus Konstruktionsgründen nicht vermeiden, den Schleiereulenkasten auf dem Gebälk im Inneren von Scheunen zu befestigen. Um unnötige Verluste durch Steinmarder und Katzen vorzubeugen, ist es sinnvoll, den Einflug mit Blechen gegen das Eindringen der Beutegreifer zu sichern. Da Schleiereulen ihre Beute in kurzer Vegetation suchen, sind Gebiete mit Weideviehhaltung für ihren Fortbestand günstiger als solche mit Stallhaltung.

© Oertel + Spörer GmbH + Co

Archiv:
14/2001 Der Kiebitz
08/2001 Der Waldkauz
20/2001 Der Haussperling

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