Der Naturfreund
Schleiereulen leben in Siedlungen
Mit insgesamt 9 Arten sind Schleiereulen weltweit verbreitet. Unsere
Schleiereule (Tyto alba) bewohnt milde, schneearme Gebiete bis ca.
500 in Höhe. Sie ist die einzige mitteleuropäische Art.
Außerdem kommt die in 34 Rassen gegliederte Art als einzige
Eule in allen Erdteilen (Afrika, Arabien, Südostasien, Australien,
den beiden Amerikas und auf zahlreichen Inseln) mit Ausnahme der
Antarktis vor. Sie hat eine helle und eine dunkle Farbvariante,
die in Gefangenschaft in reinerbigen Linien gezüchtet werden
können. Wegen ihres herzförmigen Schleiers ist diese Eule
mit den übrigen bei uns lebenden Arten nicht zu verwechseln.
Wie keine andere Eule bei uns ist sie auf Kleinsäuger wie
Mäuse und Spitzmäuse angewiesen, nimmt aber auch Insekten
und ausnahmsweise Vögel, die sie im offenen Kulturland der
Umgebung mit Wiesen, Weiden und Brachflächen jagt und welchen
sie bei Schlechtwettereinbrüchen, wie Schneelagen, im Inneren
von Scheunen, Wildfutterstellen u. a. nachstellt. In Abhängigkeit
von der Erreichbarkeit ihrer Beutetiere schwanken die Schleiereulenbestände
erheblich und können nach strengen Wintern fast ganz zusammenbrechen.
An solche immer wieder eintretenden Katastrophen ist die Art in
ihrem Brutzyklus, insbesondere hinsichtlich Gelegegröße
und Jungenaufzucht, bestens angepasst. Die Beute kann am Boden oder
auch in der Luft geschlagen werden und wird mit den Krallen totgedrückt
und mit dem Schnabel geschüttelt und mit Genickbiss getötet.
Das Gewölle der Schleiereule wird vor dem Herauswürgen
tüchtig eingespeichelt, was ihm später den typischen lackartigen
Glanz (Überzug) verleiht.
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Schleiereulen bebrüten ihr Gelege nach Ablage des ersten Eis.
Die Jungeulen schlüpfen daher im Abstand der Eiablage. Schleiereulenbruten
können recht kopfstark sein und aus bis zu 12 Jungvögeln
bestehen. Nur bei günstigsten Nahrungsbedingungen können
alle Jungvögel aufgezogen werden. Bei Nahrungsmangel verkümmern
zuerst die jüngsten Eulen und werden dann sukzessive an die
älteren Geschwister vertüttert,
Im Allgemeinen sind Schleiereulen Standvögel. Die Jungvögel
aber wandem gerne über hunderte, gelegentlich sogar über
tausend Kilometer in alle Richtungen ab. Die Jugendsterblichkeit
ist im ersten Jahr mit bis zu 50 % und 70 % außerordentlich
hoch. Dafür können Schleiereulen zum Ausgleich bereits
vor Vollendung des ersten Lebensjahres zur Brut schreiten. Das durchschnittliche
Lebensalter ist gering, Brutpartnerwechsel erfolgt oft bereits nach
2 Jahren. Für einzelne Schleiereulen ist allerdings das salomonische
Alter von 20 Jahren verbürgt.
Gefährdet sind die Schleiereulen durch Ausbau und Reinigungsarbeiten
auf Dachböden, Scheunen und Kirchtürmen, da dadurch oft
ruhige Schlafplätze und Kinderstuben beseitigt werden. Das
Vereistern der Einflüge zum Vermindern von Stadttaubenbrustätten
hat für die Schleiereule gravierende Folgen, da ihr der Zugang
zu den Brutstätten verwehrt wird.
Den Schleiereulen kann überall dort geholfen werden, wo noch
ausreichend große Jagdgebiete in der Nähe von geeigneten,
ruhigen Gebäuden vorhanden sind. Meist liegen diese am Siedlungsrand
in der Nachbarschaft von Wiesen, Weiden, Ackerbrachen oder Wasserläufen.
Neben den Brutplätzen sind auch Tagesunterstände in ausreichender
Zahl bereitzustellen.
Junge Schleiereulen schlüpfen In Tagesabständen. Die
Jüngeren tragen noch ihr Daunenkleid, während den älteren
Jungvögeln bereits die Federn wachsen und ihren Eltern schon
sehr ähneln.
Foto: Dr. Havelka
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Zum ständigen Verbleib benötigen die nachtaktiven Schleiereulen
zur Regeneration und zum Tagesschlaf ungestörte ruhige, von
Menschen nicht oder nur selten besuchte Gebäude wie Scheunen,
Kirchtürme, Ruinen oder Dachböden.
Da trotz aller Rücksichtnahme Störungen immer wieder
auftreten oder manchmal unvermeidlich sind, ist es wichtig, dass
solche Tageseinstände in der Mehrzahl vorhanden sind, wohin
die Eulen dann ausweichen können.
Nisthilfen sind für die Schleiereule besonders wichtig, da
sie bei uns ein typischer Gebäudebrüter ist, außerhalb
der menschlichen Siedlungen kaum Bruten stattfinden und moderne
Scheunen oft keine sicheren Brutplätze für die Art haben.
Für Schleiereulen haben sich Nistkästen mit einer Grundfläche
von ca. 70 x 100 cm, die innerhalb der Wirtschaftsgebäude (Scheune)
an einer senkrechten, meist einer Giebelwand angebracht werden,
besonders bewährt. Über eine Öffnung (Loch) in der
Wand gelangt die Eule unmittelbar in die Brutkiste. Die Nisthilfen
werden auch gerne als Tagesunterstände genutzt. Wichtig ist
für die Tiere, dass ihnen zusätzlich ein Einfluß
in das oder die umliegenden Wirtschaftsgebäunde möglich
ist, damit sie sich bei Schlechtwetterlagen dort auf Beutefang begeben
können. Fehlen solche offenen Gebäude, ist es sinnvoll,
über Einfluglöcher dieselben zugänglich zu machen.
Gelegentlich lässt es sich aus Konstruktionsgründen nicht
vermeiden, den Schleiereulenkasten auf dem Gebälk im Inneren
von Scheunen zu befestigen. Um unnötige Verluste durch Steinmarder
und Katzen vorzubeugen, ist es sinnvoll, den Einflug mit Blechen
gegen das Eindringen der Beutegreifer zu sichern. Da Schleiereulen
ihre Beute in kurzer Vegetation suchen, sind Gebiete mit Weideviehhaltung
für ihren Fortbestand günstiger als solche mit Stallhaltung.
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