Für den Jungzüchter
Unser Junggeflügel im Frühsommer
Sobald die frühsommerliche Wärme einsetzt, ist
das Junggeflügel fast den ganzen Tag über draußen. Dennoch
müssen wir die Tiere regelmäßig beobachten und manche Aufgaben
erfüllen, die dem Wohl des Geflügels dienen.
Zunächst müssen wir hin und wieder die Ausläufe
und Anlagen abschreiten. Bei umzäunten Grünausläufen sind
die Einlässe, die Pfosten und die Drahtgewebe zu überprüfen.
Denn wenn hier unterscharrte Stellen, schadhafte Geflechte, wackelige Pfosten
anzutreffen sind, können die Tiere leicht entweichen. Und das gibt
unter Umständen großen Ärger mit den Nachbarn oder Anliegern.
Denn wer lässt sich schon gerne die frisch erstellten Gartenbeete
zerkratzen, ohne dass es zu bösen Worten und Ermahnungen kommt? Wenn
wir hier vorbeugen, ist der Friede jedenfalls besser gewahrt.
Beim Wassergeflügel gilt im Grunde genommen dasselbe.
Doch sollten wir hier besonders auf die Aus? und Einstiege am Wasser achten.
Sind diese bröckelig und glitschig, so besteht beständige Gefahr
für die Vögel, dass sie sich irgendwie verletzen. Besonders nach
Hochwasser müssen wir nachsehen, ob auch alles noch in Ordnung ist.
Sonst muss dringend und rasch Abhilfe geschaffen werden. Gleichermaßen
ist bei allem Geflügel darauf zu achten, dass die Tiere vor Räubern
aus der Luft oder vor Bodenfeinden sicher sind. »Sehr brave«
Hunde können dann, wenn ihr ererbter Jagdtrieb erwacht, allerhand
Unfug anrichten. Denn schon das Nachjagen nach den Vögeln kann bei
diesen zu Panik und zu schweren Verletzungen führen. Alle Ausstellungshoffnungen
sind aber dann dahin! Hier sollten wir vorausschauend denken und alles
daransetzen, dass keine Belästigungen des Geflügels eintreten.
Jungtauben müssen für den Freiflug eingewöhnt
werden. je umsichtiger und langsamer wir das vornehmen, je ungestörter
die jungen Tauben bei den Ein? und Ausflügen sind, umso besser geht
das. Hier lässt sich nichts erzwingen, vielmehr müssen die Jungtauben
allem Anschein nach in einer gewissen Zeit ihre angeborenen und eingeübten
Orientierungshilfen entfalten, damit sie sich nicht mehr verfliegen und
schlagfest werden. |
Sehr junge Tauben sind noch unsicher
und charakterlich keineswegs so gefestigt, dass sie nach kurzem Auffliegen
sicher wieder zum Schlag und vor allen Dingen zum Einflug zurückfinden.
Daher sollten wir uns in Geduld üben und mit Ausdauer die Tiere trainieren.
In den Grünausläufen sollten wir keineswegs
mehr füttern und tränken. Die Vögel müssen lernen,
dass es Futter und Wasser nur noch im Stall gibt. Die Jungtiere sind nun
intelligent genug, um den Stall als Heimat und als >>Futterquelle<<
einzuschätzen. Infolgedessen geht man davon ab, im Freien zu tränken
und zu füttern. Das Darbieten von Wasser und Futter draußen
lockt nämlich Wildvögel an. Diese können unter Umständen
gefährliche Geflügelkrankheiten übertragen, indem sie zum
Beispiel ihren Kot im Futter absetzen oder aus derselben Tränke wie
das Geflügel trinken. Natürlich lockt ständiges Füttern
im Freien auch ganze Scharen von Sperlingen an. Hingegen gehen Wildvögel
nur ungern in den Stall, sodass in den meisten Fällen bei Stallfütterung
und ?tränkung eine Übertragbarkeit von Krankheiten in diesem
Sinne nicht besteht.
Natürlich ist die warme Jahreszeit dazu angetan,
dass sich auch die Außenschmarotzer auf unserem Geflügel vermehren
oder saugende, stechende, beißende Insekten über die Vögel
herfallen. Besonders die Rote Vogelmilbe ist solch ein gefährlicher
Sauger. Einmal können durch all diese Parasiten Krankheiten übertragen
werden. Dann aber sind die Ektoparasiten, die auf den Vögeln leben,
lästig bis gefährlich. Wir sollten schon im Vorfeld diese Lästlinge
oder Schmarotzer gar nicht in Massen aufkommen lassen. Dazu stäuben
wir immer wieder einmal mit Insektiziden den Stall und die Sitzstangen
ein, wenn alle Tiere sich im Freien aufhalten. Dann aber sollten wir gelegentlich
dies und jenes Tier aus der Herde einfangen und es auf Befall durch Außenparasiten
untersuchen. Stellen wir einen größeren Befall am Tier selbst
fest, so sollten wir abends, wenn die Vögel auf den Ruhestangen sitzen,
den ganzen Bestand einstäuben. Dazu nimmt man ein Tier nach dem anderen
von den
Stangen und stäubt vor allem Halsgegend und Kopf,
Aftergefieder und unter den Schwingen ein. Am besten lässt man sich
die Tiere zutragen. Der Helfer muss sie dann an den angestammten Platz
zurücksetzen, damit es wegen der Rangordnung keine Streitigkeiten
gibt. |
Sind die Vögel in den Ausläufen,
ist von Zeit zu Zeit auf den Ringsitz zu achten. Drohen Ringe einzuwachsen,
was bisweilen vorkommt, so müssen wir sie abkneifen, damit einem Tier
kein Schaden entsteht. Ebenso ist auf Beißereien zu achten, weil
diese bisweilen sehr ausarten können. Schlimm wird es, wenn man fremde
Tiere einer Herde zufügt, weil dann die Rangordnung erneut ausgefochten
werden muss. Hier gilt es also immer, wachsam zu sein und schon im voraus
kommende Gefahren zu entdecken, damit den Tieren kein Leid geschieht.
Natürlich sollten wir Vögel mit offensichtlichen
körperlichen Mängeln sofort ausmerzen. Hingegen können wir
fehlfarbene Tiere oder solche, die Fehler im Sinne der Musterbeschreibung
aufweisen, an Interessenten abgeben. Es gibt viele Leute, denen solche
Mängel völlig egal sind. Sie wollen zum Beispiel nur ein paar
Enten auf ihrem Wasser zu Hause halten oder einige muntere Hühner
zum Legen haben. Da spielen dann Laufverfärbungen oder Kammfehler,
fehlfarbiges Gefieder oder gebrochene Augenfarben überhaupt keine
Rolle. Nur können wir solches Geflügel natürlich nicht an
Rassegeflügelzüchter weitergeben. Denn die können mit solchen
Tieren züchterisch nichts anfangen. Überhaupt können wir
zu dieser Zeit, wenn die Jungtiere schon weitgehend ausgewachsen sind,
Tiere mit anderen Zuchtfreunden austauschen. Denn jetzt gibt es Jungtiere
im Überfluss.
Ob wir nun die Tiere in Gehegen mit Betonboden oder auf
Grünausläufen halten, immer müssen diese Anlagen sehr sorgfältig
gepflegt werden, weil es sonst leicht zu Krankheiten kommt. Grünausläufe
müssen regelmäßig kurzgemäht werden. Sie trocknen
dann auch schneller am frühen Morgen ab. Es ist stets darauf zu achten,
dass die Tiere rechtzeitig am Abend ihren Stall aufsuchen und nicht draußen
übernachten, wo Gefahren lauern. Von der Roten Vogelmilbe verseuchte
Stallungen werden von den Hühnern derart gemieden, dass sie abends
nicht in den Stall gehen wollen und sich noch im Halbdunkel draußen
herumtreiben: Also, nachsehen, ob es in solchen Fällen an dem liegt!
A. Skotnicki |