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Geflügelzucht- und Vogelschutzverein Reisbach

Das Tierportrait

UPDATE vom 02.01.2004

Alle Beiträge dieser Seite mit freundlicher Genehmigung von

Deutscher Kleintier - Züchter

Geflügelzeitung

Verbandsorgan für den Rassegeflügelzüchter
Verlag:
Öertel + Spörer GmbH + Co.
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Telefon: 07121 / 302-555 
Telefax: 07121/302558
Inhalt der Ausgabe 08/2003
 

Späte Rückkehr - Fränkische Landgänse auf dem Weg zur Anerkennung

4
Deutsche Junggeflügelschau Hannover 2003 9
Um die taube ranken sich viele Mythen 12
Bassetten - Zwerghühner aus Belgien 14
Zusammenstellung des zuchtstammes 16
Rassetaubenzüchter spenden für Krebskranke Kinder 18
Naturfreund - Schleiereulen Schönheit der Nacht 22
Schweizer Elmertauben 50
Schönes Ziergeflügel 54
Siegervögel - Europa-Championat 2003 in Karlsruhe 56
Der Tuberkel-Hokko - Eine imposante Hokkoart 57 
   
Aus dieser Ausgabe lesen Sie hier:

Zusammenstellung des Zuchtstammes. Kriterien für eine erfolgreiche Nachzucht

16

ABO-Formular

Zusammenstellung des Zuchtstammes
Kriterien für eine erfolgreiche Nachzucht.


Wer seine Zucht fürs neue Jahr organisiert, der muss bestimmte Dinge beachten. Ansonsten kann es leicht vorkommen, dass aus den hochgesteckten Zielen für die neue Zuchtgeneration nichts wird. Hierbei sollten einige allgemeine Zuchtstammkriterien beachtet werden, wobei es zusätzlich noch spezielle Schwerpunkte in der Zucht geben kann. Hühner zu vermehren und die Nachzucht aufziehen, ist eine relativ einfache Sache. Aber ernsthaft eine Rasse bzw. einen Farbenschlag dem Standardziel nahezu bringen, nämlich in Schönheit und Leistung, das erfordert schon etwas Erfahrung und Können. Das kann man nur, wenn man seine Tiere einer entsprechenden Auswahl unterzieht und sie danach überlegt in Zuchtstämme zusammenstellt.
Dabei ist es wichtig, dass man niemals Tiere mit den gleichen Fehlern zusammenpaart. Eine Ausgleichs-paarung sollte viel mehr weitestgehend angewendet werden. Wer per Abstammungskontrolle züchtet, also mit Fallnest, weiß aus dem Vorjahr, in welcher Henne oder weichem Hahn welches Erbgut verankert ist bzw. vermutet wird. Wer keine Fallnester hat, aber dennoch von bestimmten Tieren Jungtiere haben möchte, der sollte am sichersten mit nur 1,1 züchten. Denn nicht immer stimmt die Aussage, dass man nach Form und Farbe der Eier, diese einer Henne zuordnen kann. Gerade die Legeleistung und Eigröße ist bei der Zusammenstellung eines Stammes genau so wichtig wie andere Merkmale, denn mit der Legeleistung fällt und steigt oft die Verbreitung einer Rasse. Es sei denn, ein Züchter hat sich für eine Rasse entschieden, die durch besondere Rasseattribute von vornherein nur eine geringere Eizahl bringt. Es ist ja oft schwierig, diese Merkmale, die man nicht direkt sehen kann, einzuordnen. Vielmals war man immer der Auffassung, dass man das Hauptaugenmerk bei der Legeleistung auf die Henne legen muss. Aber der Hahn ist wie die Henne zu 5o % an den Leistungsmerkmalen beteiligt. Wenn man den Hahn zwar nicht prüfen kann, lassen aber die Leistungen von Mutter oder Geschwistern schon vermuten, was in ihm steckt. Faustregel sollte immer sein, nur ein Hahn von einer Henne mit guten Leistungen gehört in den Zuchtstamm. Das ist aber wiederum ohne Zuchtbuch bzw. Notizen und Abstammungskontrolle sowie Kennzeichnungen natürlich nicht möglich.
Aber auch die besten Erbanlagen nützen nichts, wenn dann die Umwelt, in der die Nachzucht lebt, sprich Futter, Unterbringung, Tageslänge usw. nicht stimmt, um das Optimale zu erreichen. Die Erbanlagen legen nur fest, ob die Leistung an der oberen oder unteren Grenze der genetischen Möglichkeiten ist. Beispiel: Eine Henne, die vom Erbgut her eine Spitzenlegerin ist, produziert eine eingeschränkte Eizahl, wenn sie nur wenig eiweißhaltiges Futter bekommt. Genauso nützen die besten Anlagen genetisch für eine gute Befruchtung nichts, wenn die Umwelt dazu nicht stimmt. Selbst Eischalenqualität und -dicke vererben sich.
Immer aber sollte man die Musterbeschreibung im Hinterkopf haben. Vielmals kennen die Züchter diese Musterbeschreibung nicht einmal in allen Punkten, so dass es oft gar nicht so einfach ist und nicht von jedem Züchter beherrscht wird, die richtigen Tiere zusammen zu stellen. Unerfahrenere Züchter sollten darum so viel wie möglich Tierbesprechungen in den Vereinen oder im Sonderverein besuchen. Außerdem sollte man sich die Hinweise auf den Bewertungskarten des Vorjahres noch mal zu Gemüte führen, um die Fehler zu erkennen und entsprechend zu beachten. Das machen die Züchter oft noch viel zu wenig. Man kann Glück haben, wenn man aus der Nachzucht von relativ guten Tieren, ohne auszuwählen, zufriedenstellende Nachzucht erhält. Oftmals geht das aber ins Auge und deswegen kaufen die Züchter sich hoch bewertete Tiere dazu, die sie aber bei richtiger Zusammenstellung der eigenen Tiere gar nicht brauchen würden. Wie oft geschieht es dann, in dem Glauben das Beste ist für die Zucht gerade gut genug, dass viel Geld auf den Ausstellungen für hochprämierte Tiere ausgegeben wird, deren Nachzucht dann eine einzige Enttäuschung darstellen, da die Elterntiere genetisch nicht zusammen passen. Es wäre ja auch zu einfach und auch langweilig, wenn bei V-Hahn mal V?Henne verpaart in der Nachzucht nur V?Tiere zum Vorschein kämen. Deswegen, Augen auf bei der Zuchtstammzusammen-stellung, vor allem dann, wenn man doch mal ein fremdes Tier mit einsetzen möchte. Andererseits kann man jedem Züchter nur raten, lieber mit weniger Tieren zu züchten, aber dafür nur seinen Besten. D.h. vorher eine rigorose Auslese zu betreiben und wirklich nur die Besten zu behalten, Zuchtstämme, oft auch mehrere, mit 1,3 bis 1,4 sind da die übersichtlichsten, vor allem darin, wenn man keine Fallnestkontrolle durchführen kann.
Viele Züchter glauben, sie müssen jedes Jahr einen neuen Hahn zu ihren Hennen haben, was in der Zucht natürlich immer Unruhe bringt. Da auch in der Natur in gewissem Maße Inzucht vorkommt, kann sie nicht prinzipiell schädlich sein, das berichtete schon 1972 Gleichauf. Er begründet das an dem Beispiel, dass alle Edelhirsche Neuseelands von nur drei im Jahre 1864 aus England eingeführten Tieren abstammen, ohne dass sich bis auf den heutigen Tag irgendwelche besonderen Schäden -wie Abnahme der Lebensfähigkeit, Vitalität oder etwa eine erhöhte Sterblichkeit ?oder andere Kennzeichen schwerster Inzuchtschäden, im Vergleich zu englischen Hirschen, eingestellt haben. Auch sind die sogenannten Vollblutzuchten bei Pferden oder Rindern beste Beispiele für diese nutzbringende Anwendung von Zuchtverfahren. So können auch die Rassegeflügel-züchter durch die Verpaarung mit Geschwistern oder Familienzucht arbeiten, wobei nachteilige Folgen der Inzucht sind, dass auch unerwünschte Merkmale über rezessive Gene sozusagen verstärkt auftreten können.

So können zwei Geschwister, die beide verdeckt in ihrer Erbmasse die Anlage für Kammfehler besitzen, aber nicht zeigen, bei ihren Nachkommen hochgradig fehlerhafte Kämme hervorbringen. Bei überlegter Verpaarung, sprich Inzucht und besonders bei einer einmaligen Inzuchtverpaarung, werden in der Regel keine Schäden auftreten, jedoch kann man da durch gute, aber auch schlecht( Merkmale festigen. Damit lassen sich auch verschiedene Zuchtlinien aufbauen, um im Bedarfsfall in nächsten Jahr ein Tier aus einer Li nie beim anderen Zuchtstamm mit einzusetzen. Zur Blutauffrischung aus dem eigenen Stall oder auch bei Neukauf haben sich verschiedene Stämme bewährt, um da neue Tier sozusagen erst einmal z testen. Damit verliert man seine alte Linie nicht gänzlich.
Vor allem sollte sich jeder überlegen, wenn er ein neues Tier für Zuchtstamm benötigt: Was will und brauche ich in der Zucht, was muss ich verbessern oder festigen und kann das mit meinen eigene Tieren nicht schaffen? Also, vorher ansehen und dann erst kaufen, denn es nützt nichts, wenn es die gleichen Fehler aufweist, wie die eigenen Tiere.

Grundsätzlich stellen wir nur gesunde, kräftige, vitale und voll ausgewachsene Tiere in den Zuchtstamm ein. Schlecht und langsam entwickelte Tiere und solche mit gravierenden Fehlern haben nichts im Zuchtstamm verloren. Viel zu oft stellen die Züchter die Zuchtstämme zu spät zusammen, man kann nicht 14 Tage bevor man mit Bruteiersammeln beginnt, die Stämme zusammenstellen und dann glauben, dass ist rechtzeitig genug.

So ist auch zu beachten, dass, je nach den Gegebenheiten und Legetätigkeit der Hennen, die Eier im Extremfall noch bis zu 3o Tage von einem anderen Hahn befruchtet sein können, wenn z.B. vorher mehrere mit den Hennen in einer Herde waren. Allgemein ist aber eine Wartezeit von 3 Wochen ausreichend, um in der Abstammung relativ sicher zu gehen. Oft müssen sich die Hennen an den neuen Hahn gewöhnen, abgesehen von den Rangkämpfen, die es in den ersten Wochen gibt. Alte Hennen lassen sich von einem fremden Hahn oft einige Wochen nicht begatten, so dass es zu vielen klaren Eiern kommt. Will man mit mehreren Stämmen züchten, ist es aus diesen Gründen unter Umständen sinnvoll, Hähne und Hennen im Winter zu trennen. So hat man bei Zusammenstellung die Garantie der Abstammung, und die Hennen haben sich nicht erst an einen anderen Hahn gewöhnt und lassen sich vielleicht von dem neuen nicht treten.
Eine Faustregel sollte aber sein, dass man mindestens 6 Wochen vorher seine Zuchttiere zusammen bringt. Damit haben sie Zeit, sich aneinander zu gewöhnen bis die neue Rangordnung hergestellt ist und es ist sicherer, dass die Nachzucht von diesen Tieren reichlicher ausfällt.
Neben der genetisch passenden Verpaarung und der Zusammenstellung der Stämme, ist die Erzielung einer guten Befruchtung eine wichtige Voraussetzung zum Bruterfolg. Früher brütete man im April/Mai, heute oft schon im Februar/März, so dass man die Umweltbedingungen schaffen muss, wie man sie später, wenn die Tage länger sind und die Sonne höher steht, vorfindet. Denn Hitze, aber auch Kälte können sich sehr negativ auf die Spermienproduktion und deren Qualität auswirken. Die beste genetische Anlage für eine einwandfreie Befruchtung versagt oft, wenn die Hühner an Tagen in den Auslauf kommen, wo recht kalte Bodenwinde herrschen. Da kommt es vor, dass die Befruchtung um 5o % zurück geht. Eine große Rolle spielt auch das Licht bei der Befruchtung, denn eine langanhaltende Lichtintensität fördert die Spermienbildung. Das Licht wird über das Auge wahrgenommen und wirkt über das Nervensystem als elektrischer Reiz auf die Hirnanhangdrüse. Diese scheidet Hormone ab, die positiv auf die Samenreife wirken bzw. diese in Gang setzen. Fehlt das Licht, so werden solche bedeutenden Vorgänge im männlichen Tier nicht positiv beeinflusst und folglich bleibt die Befruchtungsrate auf einem geringen Niveau, vor allem bei alten Hähnen. In der Literatur wird eine Beleuchtungszeit von 14 Stunden pro Tag angegeben, vor allem bei schweren Rassen. Auch wird in der Literatur immer wieder darauf hingewiesen, dass zur Erzielung einer guten Befruchtung das Kalzium Phosphat?Verhältnis bei den Mineralien nicht größer als 2:1 sein darf, da sonst die Spermienproduktion geringer wird. Die anderen Mineralien wie Eisen, Mangan, Magnesium usw. wirken sich indirekt im tierischen Organismus positiv auf die Befruchtung aus, wenn sie im Futter in der richtigen Menge enthalten sind. Wenn man das nicht alles nebenbei beachtet, muss der beste Zuchtstamm nicht immer den gewünschten Erfolg bringen.


Fritz Schöne


   
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