Zusammenstellung des Zuchtstammes
Kriterien für eine erfolgreiche Nachzucht.
Wer seine Zucht fürs neue Jahr organisiert, der muss
bestimmte Dinge beachten. Ansonsten kann es leicht vorkommen,
dass aus den hochgesteckten Zielen für die neue Zuchtgeneration
nichts wird. Hierbei sollten einige allgemeine Zuchtstammkriterien
beachtet werden, wobei es zusätzlich noch spezielle Schwerpunkte
in der Zucht geben kann. Hühner zu vermehren und die
Nachzucht aufziehen, ist eine relativ einfache Sache. Aber
ernsthaft eine Rasse bzw. einen Farbenschlag dem Standardziel
nahezu bringen, nämlich in Schönheit und Leistung,
das erfordert schon etwas Erfahrung und Können. Das kann
man nur, wenn man seine Tiere einer entsprechenden Auswahl
unterzieht und sie danach überlegt in Zuchtstämme
zusammenstellt.
Dabei ist es wichtig, dass man niemals Tiere mit den gleichen
Fehlern zusammenpaart. Eine Ausgleichs-paarung sollte viel
mehr weitestgehend angewendet werden. Wer per Abstammungskontrolle
züchtet, also mit Fallnest, weiß aus dem Vorjahr,
in welcher Henne oder weichem Hahn welches Erbgut verankert
ist bzw. vermutet wird. Wer keine Fallnester hat, aber dennoch
von bestimmten Tieren Jungtiere haben möchte, der sollte
am sichersten mit nur 1,1 züchten. Denn nicht immer stimmt
die Aussage, dass man nach Form und Farbe der Eier, diese
einer Henne zuordnen kann. Gerade die Legeleistung und Eigröße
ist bei der Zusammenstellung eines Stammes genau so wichtig
wie andere Merkmale, denn mit der Legeleistung fällt
und steigt oft die Verbreitung einer Rasse. Es sei denn, ein
Züchter hat sich für eine Rasse entschieden, die
durch besondere Rasseattribute von vornherein nur eine geringere
Eizahl bringt. Es ist ja oft schwierig, diese Merkmale, die
man nicht direkt sehen kann, einzuordnen. Vielmals war man
immer der Auffassung, dass man das Hauptaugenmerk bei der
Legeleistung auf die Henne legen muss. Aber der Hahn ist wie
die Henne zu 5o % an den Leistungsmerkmalen beteiligt. Wenn
man den Hahn zwar nicht prüfen kann, lassen aber die
Leistungen von Mutter oder Geschwistern schon vermuten, was
in ihm steckt. Faustregel sollte immer sein, nur ein Hahn
von einer Henne mit guten Leistungen gehört in den Zuchtstamm.
Das ist aber wiederum ohne Zuchtbuch bzw. Notizen und Abstammungskontrolle
sowie Kennzeichnungen natürlich nicht möglich.
Aber auch die besten Erbanlagen nützen nichts, wenn dann
die Umwelt, in der die Nachzucht lebt, sprich Futter, Unterbringung,
Tageslänge usw. nicht stimmt, um das Optimale zu erreichen.
Die Erbanlagen legen nur fest, ob die Leistung an der oberen
oder unteren Grenze der genetischen Möglichkeiten ist.
Beispiel: Eine Henne, die vom Erbgut her eine Spitzenlegerin
ist, produziert eine eingeschränkte Eizahl, wenn sie
nur wenig eiweißhaltiges Futter bekommt. Genauso nützen
die besten Anlagen genetisch für eine gute Befruchtung
nichts, wenn die Umwelt dazu nicht stimmt. Selbst Eischalenqualität
und -dicke vererben sich.
Immer aber sollte man die Musterbeschreibung im Hinterkopf
haben. Vielmals kennen die Züchter diese Musterbeschreibung
nicht einmal in allen Punkten, so dass es oft gar nicht so
einfach ist und nicht von jedem Züchter beherrscht wird,
die richtigen Tiere zusammen zu stellen. Unerfahrenere Züchter
sollten darum so viel wie möglich Tierbesprechungen in
den Vereinen oder im Sonderverein besuchen. Außerdem
sollte man sich die Hinweise auf den Bewertungskarten des
Vorjahres noch mal zu Gemüte führen, um die Fehler
zu erkennen und entsprechend zu beachten. Das machen die Züchter
oft noch viel zu wenig. Man kann Glück haben, wenn man
aus der Nachzucht von relativ guten Tieren, ohne auszuwählen,
zufriedenstellende Nachzucht erhält. Oftmals geht das
aber ins Auge und deswegen kaufen die Züchter sich hoch
bewertete Tiere dazu, die sie aber bei richtiger Zusammenstellung
der eigenen Tiere gar nicht brauchen würden. Wie oft
geschieht es dann, in dem Glauben das Beste ist für die
Zucht gerade gut genug, dass viel Geld auf den Ausstellungen
für hochprämierte Tiere ausgegeben wird, deren Nachzucht
dann eine einzige Enttäuschung darstellen, da die Elterntiere
genetisch nicht zusammen passen. Es wäre ja auch zu einfach
und auch langweilig, wenn bei V-Hahn mal V?Henne verpaart
in der Nachzucht nur V?Tiere zum Vorschein kämen. Deswegen,
Augen auf bei der Zuchtstammzusammen-stellung, vor allem dann,
wenn man doch mal ein fremdes Tier mit einsetzen möchte.
Andererseits kann man jedem Züchter nur raten, lieber
mit weniger Tieren zu züchten, aber dafür nur seinen
Besten. D.h. vorher eine rigorose Auslese zu betreiben und
wirklich nur die Besten zu behalten, Zuchtstämme, oft
auch mehrere, mit 1,3 bis 1,4 sind da die übersichtlichsten,
vor allem darin, wenn man keine Fallnestkontrolle durchführen
kann.
Viele Züchter glauben, sie müssen jedes Jahr einen
neuen Hahn zu ihren Hennen haben, was in der Zucht natürlich
immer Unruhe bringt. Da auch in der Natur in gewissem Maße
Inzucht vorkommt, kann sie nicht prinzipiell schädlich
sein, das berichtete schon 1972 Gleichauf. Er begründet
das an dem Beispiel, dass alle Edelhirsche Neuseelands von
nur drei im Jahre 1864 aus England eingeführten Tieren
abstammen, ohne dass sich bis auf den heutigen Tag irgendwelche
besonderen Schäden -wie Abnahme der Lebensfähigkeit,
Vitalität oder etwa eine erhöhte Sterblichkeit ?oder
andere Kennzeichen schwerster Inzuchtschäden, im Vergleich
zu englischen Hirschen, eingestellt haben. Auch sind die sogenannten
Vollblutzuchten bei Pferden oder Rindern beste Beispiele für
diese nutzbringende Anwendung von Zuchtverfahren. So können
auch die Rassegeflügel-züchter durch die Verpaarung
mit Geschwistern oder Familienzucht arbeiten, wobei nachteilige
Folgen der Inzucht sind, dass auch unerwünschte Merkmale
über rezessive Gene sozusagen verstärkt auftreten
können.
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So können zwei Geschwister, die beide verdeckt in ihrer
Erbmasse die Anlage für Kammfehler besitzen, aber nicht
zeigen, bei ihren Nachkommen hochgradig fehlerhafte Kämme
hervorbringen. Bei überlegter Verpaarung, sprich Inzucht
und besonders bei einer einmaligen Inzuchtverpaarung, werden
in der Regel keine Schäden auftreten, jedoch kann man
da durch gute, aber auch schlecht( Merkmale festigen. Damit
lassen sich auch verschiedene Zuchtlinien aufbauen, um im
Bedarfsfall in nächsten Jahr ein Tier aus einer Li nie
beim anderen Zuchtstamm mit einzusetzen. Zur Blutauffrischung
aus dem eigenen Stall oder auch bei Neukauf haben sich verschiedene
Stämme bewährt, um da neue Tier sozusagen erst einmal
z testen. Damit verliert man seine alte Linie nicht gänzlich.
Vor allem sollte sich jeder überlegen, wenn er ein neues
Tier für Zuchtstamm benötigt: Was will und brauche
ich in der Zucht, was muss ich verbessern oder festigen und
kann das mit meinen eigene Tieren nicht schaffen? Also, vorher
ansehen und dann erst kaufen, denn es nützt nichts, wenn
es die gleichen Fehler aufweist, wie die eigenen Tiere.
Grundsätzlich stellen wir nur gesunde, kräftige,
vitale und voll ausgewachsene Tiere in den Zuchtstamm ein.
Schlecht und langsam entwickelte Tiere und solche mit gravierenden
Fehlern haben nichts im Zuchtstamm verloren. Viel zu oft stellen
die Züchter die Zuchtstämme zu spät zusammen,
man kann nicht 14 Tage bevor man mit Bruteiersammeln beginnt,
die Stämme zusammenstellen und dann glauben, dass ist
rechtzeitig genug.
So ist auch zu beachten, dass, je nach den Gegebenheiten
und Legetätigkeit der Hennen, die Eier im Extremfall
noch bis zu 3o Tage von einem anderen Hahn befruchtet sein
können, wenn z.B. vorher mehrere mit den Hennen in einer
Herde waren. Allgemein ist aber eine Wartezeit von 3 Wochen
ausreichend, um in der Abstammung relativ sicher zu gehen.
Oft müssen sich die Hennen an den neuen Hahn gewöhnen,
abgesehen von den Rangkämpfen, die es in den ersten Wochen
gibt. Alte Hennen lassen sich von einem fremden Hahn oft einige
Wochen nicht begatten, so dass es zu vielen klaren Eiern kommt.
Will man mit mehreren Stämmen züchten, ist es aus
diesen Gründen unter Umständen sinnvoll, Hähne
und Hennen im Winter zu trennen. So hat man bei Zusammenstellung
die Garantie der Abstammung, und die Hennen haben sich nicht
erst an einen anderen Hahn gewöhnt und lassen sich vielleicht
von dem neuen nicht treten.
Eine Faustregel sollte aber sein, dass man mindestens 6 Wochen
vorher seine Zuchttiere zusammen bringt. Damit haben sie Zeit,
sich aneinander zu gewöhnen bis die neue Rangordnung
hergestellt ist und es ist sicherer, dass die Nachzucht von
diesen Tieren reichlicher ausfällt.
Neben der genetisch passenden Verpaarung und der Zusammenstellung
der Stämme, ist die Erzielung einer guten Befruchtung
eine wichtige Voraussetzung zum Bruterfolg. Früher brütete
man im April/Mai, heute oft schon im Februar/März, so
dass man die Umweltbedingungen schaffen muss, wie man sie
später, wenn die Tage länger sind und die Sonne
höher steht, vorfindet. Denn Hitze, aber auch Kälte
können sich sehr negativ auf die Spermienproduktion und
deren Qualität auswirken. Die beste genetische Anlage
für eine einwandfreie Befruchtung versagt oft, wenn die
Hühner an Tagen in den Auslauf kommen, wo recht kalte
Bodenwinde herrschen. Da kommt es vor, dass die Befruchtung
um 5o % zurück geht. Eine große Rolle spielt auch
das Licht bei der Befruchtung, denn eine langanhaltende Lichtintensität
fördert die Spermienbildung. Das Licht wird über
das Auge wahrgenommen und wirkt über das Nervensystem
als elektrischer Reiz auf die Hirnanhangdrüse. Diese
scheidet Hormone ab, die positiv auf die Samenreife wirken
bzw. diese in Gang setzen. Fehlt das Licht, so werden solche
bedeutenden Vorgänge im männlichen Tier nicht positiv
beeinflusst und folglich bleibt die Befruchtungsrate auf einem
geringen Niveau, vor allem bei alten Hähnen. In der Literatur
wird eine Beleuchtungszeit von 14 Stunden pro Tag angegeben,
vor allem bei schweren Rassen. Auch wird in der Literatur
immer wieder darauf hingewiesen, dass zur Erzielung einer
guten Befruchtung das Kalzium Phosphat?Verhältnis bei
den Mineralien nicht größer als 2:1 sein darf,
da sonst die Spermienproduktion geringer wird. Die anderen
Mineralien wie Eisen, Mangan, Magnesium usw. wirken sich indirekt
im tierischen Organismus positiv auf die Befruchtung aus,
wenn sie im Futter in der richtigen Menge enthalten sind.
Wenn man das nicht alles nebenbei beachtet, muss der beste
Zuchtstamm nicht immer den gewünschten Erfolg bringen.
Fritz Schöne
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