Naturbrut und
Aufzucht |
|
Für die Naturbrut
sind nicht alle Rassen gleich gut geeignet, denn bei vielen Rassen
wurde der Bruttrieb durch planmäßige Auslese reduziert. Ein
Hauptgrund war sicherlich die Beeinträchtigung der
wirtschaftlichen Erträge durch brütende Hennen. Denn der
Eiersegen ist dann deutlich geringer als bei Hennen ohne Bruttrieb.
Aber selbst bei Rassen wie Italiener oder Leghorn, bei denen der
Bruttrieb weitgehendst verschwunden ist, fallen ab und zu Glücken
an, die allerdings nur selten befriedigende Brutleistungen bringen.
Besonders geeignet sind allgemein Rassen mit asiatischem Einschlag, da
sie wesentlich ruhiger als Mittelmeerrassen sind. Besonders geeignet
sind Rassen mit ruhigem Charakter wie Orpington, Sussex und
Seidenhühner, um nur einige zu nennen, also vorwiegend alle
schweren bis mittelschweren Rassen und deren Zwerge. Aber auch die
kleinen Urzwerge sind oft vortreffliche Brüter.
Hennen, die brütig werden, bleiben anfangs nach dem Legen
länger als gewöhnlich auf dem Nest sitzen. Später sitzen
sie dann die ganze Nacht über auf ihrem Nest. Mit der
Brütigkeit stellt sich bei der Henne eine erhöhte
Körpertemperatur, die Bruttemperatur, ein. Wenn man abends mit der
Hand unter die sitzende Henne langt, kann man feststellen, ob sie sich
für die Brut eignet oder nicht. Hennen, die gackernd vom Nest
fliegen, sind ungeeignet. Diese Hennen lassen sich auch sehr schwierig
auf ein besonders vor bereitetes Brutnest umsetzen. Denn nur in
Ausnahmefällen kann und sollte die Bruthenne dort brüten, wo
sie hingelegt hat. Denn der Erfolg bei der Brut hängt weit
stärker vom Brutnest ab, als das meist angenommen wird. Das Nest
hat nämlich verschiedene Aufgaben zu erfüllen. So soll es die
Eier zusammenhalten und ein Wegrollen nach außen verhindern. Es
darf aber auch nicht zu tief und klein sein, so dass die Eier
übereinander liegen, damit würde die Brut auch
gefährdet. Denn es gibt hier die Möglichkeit der Bruchgefahr
und des Unterkühlens der unteren Eier, so dass sich bei Letzteren
der Schlüpf über mehrere Tage hinziehen kann. Das passiert
auch, wenn man zu viele Eier unterlegt und die Eier weit außen,
ohne der direkten Brutwärme von der Mutter liegen. Dort entwickeln
sich die Embryos zu langsam, auch wenn sie hin und
wieder beim Wenden nach innen kommen,
|
aber in der Nacht wendet die
Henne nicht und dann kühlen die äußeren Eier zu stark
ab.
Brutnest
Die Größe des
Brutnestes richtet sich nach der Gluckengröße, meist
40x40cm Wer in einem extra Stall ein Nest vorbereitet, ist gut beraten,
wenn er in das Nest ungedüngte, feuchte Erde als Untergrund
verwendet
und dort schon die Nestform (Mulde) festlegt. Die Erde sorgt für
eine
gewisse Feuchtigkeit, die ja zur Brut unerlässlich ist, besonders
wenn
die Temperaturen recht hoch sind. Darauf kommt weiches Stroh oder Heu,
um ein schönes Bett zu haben. Wenn das Stroh oder Heu zu hart ist,
sollte man es gut zertreten, damit
es fest übereinander liegt und keine Luft von außen heran
kann und
eventuell die Eier von unten abgekühlt werden. Keinesfalls sollten
hohe
Kisten oder Körbe Verwendung finden, denn wenn die Glucke von oben
aufs
Nest springt besteht die Gefahr, dass die Eier beschädigt werden.
Die
beste Begrenzung sind Ziegelsteine. Ist das Nest vorbereitet, dann
werden zunächst künstliche Eier untergelegt, Nimmt die Henne
diese an, können am nächsten Tag die künstlichen Eier
gegen die Bruteier ausgetauscht werden. Wichtig dabei ist, dass man die
Glucke, bevor sie zur Brut gesetzt wird, entsprechend von Innen? und
Außenparasiten soweit als möglich befreit. Das ist nach 10
Tagen nochmals zu wiederholen. Denn durch die erhöhte
Körperwärme und geringe Bewegung sowie oft nicht vorhandenes
Staubbad, vermehren sich die Schmarotzer sehr schnell und
belästigen das Bruttier. Das kann so weit führen, dass die
Glucke das Brüten aufgibt. Auch überträgt die Glucke
sofort nach dem Schlüpf Keime auf die Nachzucht. Geschieht das in
normalem Maße, können sich die Küken durch ihre
natürlichen Abwehrkräfte vor größeren Schäden
schützen. Nehmen die Keime jedoch überhand, kommt es zu
Erkrankungen, Deswegen sollte auf die Desinfektion von Stallungen und
Kükenheimen größter Wert gelegt werden. Diese Arbeit
sollte man möglichst schon länger bevor man die Glucke mit
ihren Küken in den Stall bringt erledigen. Wenn die Glucke schon
im Aufzuchtstall oder Kükenheim brüten soll, muss die
Desinfektion vorher erledigt sein.
|
|
Bei schönem Wetter
können die Küken mit der Glucke schon nach wenigen Tagen in
den Auslauf |
Brutablauf
Für das Bruttier sollte ein ruhiger und möglichst etwas
abgedunkelter Raum zur Verfügung stehen. Störungen durch den
Hahn, legende Hennen, aber auch Haustiere wie Hunde oder lärmende
Kinder usw. sind zu verhindern. Die Futteraufnahme während der
Brut ist gering, die brütenden Hennen nehmen in dieser Zeit stark
an Körpermasse ab. Als Futter erhalten alle Bruttiere nur
Körner, die mit Mineralstoffen angereichert sind dazu gibt es
frisches Wasser und Grit bzw. groben Sand. Weichfutter und
Grünzeug können Durchfall erzeugen, die Glucke könnte
dadurch die Eierverschmutzen, so dass die Poren des Eies verstopfen und
die Embryos absterben können, da die Sauerstoffzufuhr durch die
Schale nicht mehr ausreichend möglich ist. Man sollte immer
dafür sorgen, dass die Bruthennen täglich das Nest verlassen,
um erstens zu fressen und zweitens sich zu entleeren. Aber Vorsicht,
wenn man die Glucke vom Nest nimmt. Man fasst beim Herausnehmen der
Glucke nicht von oben auf sie, denn es kann vorkommen, dass unter den
Flügeln noch Eier klemmen, die dann zerbrechen. Man sollte die
Hennen immer von vorn unter der Brust anheben, um sie vom Nest zu
nehmen. Nach dem 7 Bruttag, bei weißschaligen Eiern schon am 5.
Bruttag, sollten die Eier durchleuchtet werden Unbefruchtete und
abgestorbene Eier sind zu entfernen. Empfehlenswert ist es, sich nach
14 Tagen noch einmal die Arbeit zu machen und die zwischenzeitlich
eventuell noch abgestorbenen Eier ebenfalls auszusortieren. Denn es
kann vorkommen, dass bei der Wärme das abgestorbene Embryo zu
verwesen anfängt und es unangenehm riecht, oder dass ein Ei
platzt, die anderen Eier verschmiert und damit die anderen Embryos in
Gefahr gebracht werden.
Natürliche
Aufzucht
Wenn man die Küken mit der Glucke aufzieht, kann man eine Menge
Kosten für den Stromverbrauch sparen. Aber auch bei der
natürlichen Aufzucht brauchen die Küken Pflege und
abgestimmtes Futter. Nicht zu vergessen ist kleiner Grit bzw. Sand.
Letzterer wird zur Verdauung unbedingt benötigt. Die Tränken
sind entsprechend der Kükengröße zu gestalten. Auch ist
für eine möglichst staubfreie Einstreu zu sorgen. jeder hat
dafür andere Möglichkeiten, auch der Handel bietet dafür
schon einiges an. Wenn die Glucke mit ihren Küken in einem
Kükenheim untergebracht ist, so sollten nach etwa 2 Wochen um
dieses Heim einige qm abgrenzt werden, um sie ins Freie lassen zu
können. Ist der Auslauf zu groß, wandert die Glucke zu weit
und die Küken bleiben erschöpft im Gras zurück. Wird der
kleine Kükenauslauf in der Sonne aufgestellt, muss für
Schatten gesorgt werden, da die Küken die pralle Sonne auf Dauer
nicht vertragen. Bei Küken, die mit der Glucke aufgezogen werden,
ist besonders auf die Hygiene zu achten. Sie dürfen nicht vom Kot
der Mutter beschmutzt werden, man muss ihn öfters entfernen.
Besitzt man mehrere kükenführende Hennen im Freilauf, so
empfiehlt es sich, diese etwas getrennt voneinander zu halten, damit
die Glucken fremde Küken nicht angreifen und verletzen. Selbst die
Hennen untereinander sind oft überaus aggressiv. Glucken sind
generell streitsüchtig und dulden oftmals nur selten jemanden in
ihrer Nähe.
Die Fütterung sollte überlegt sein. Eine
vorschriftsmäßige Aufzucht der Küken beginnt schon bei
einer ausreichenden und abwechslungsreichen Fütterung der
Althennen, denn nur aus einem makellosen Ei kann auch ein gesundes
Küken schlüpfen, das kräftig und vital ist. Dass immer
ausreichend Wasser zur Verfügung stehen muss, was täglich
zumindest gründlich erneuert werden sollte, um Infektionen
weitgehend auszuschließen, versteht sich von selbst. |
Fütterung
Das Kükenfutter sollte möglichst nicht als
Standfutter immer
im Stall stehen, denn dann scharrt die Henne es breit unter die
Einstreu. Am besten hat sich ein mehrmaliges Füttern am Tag
bewährt. So nehmen die Tiere mehr Futter auf, so dass sich ein
schöner Kropf ausbilden kann. Wenn alle Küken auf einmal
fressen, setzt ein Futterneid ein. Sie fressen dann so lange, bis
nichts mehr hinein geht.
An Vitamine sollte immer gedacht werden. Um Mangelerscheinungen
auszuschließen, sollte der Züchter, der kein vorgemischtes
Standardkükenfutter reicht, darauf bedacht sein, dass seine Tiere
genügend Eiweiß und Mineralstoffe erhalten und dam
möglichst viel Grünfutter und Vitamine, Das ist zwar bekannt,
trotzdem möchte ich hier die wichtigsten Vitamine nochmals nennen.
Vitamin A stabilisiert die Abwehrkräfte und wirkt
wachstumsfördernd. Tritt eine Mangelerscheinung auf, so macht sich
diese durch Wachstumshemmung, mangelnde Vitalität, allgemeine
Schwäche, Minderung der Geschlechtstätigkeit bei Alttieren,
verbunden mit vielen unbefruchteten Eiern, Anfälligkeit der
Schleimhaut und Schnupfen bemerkbar. Vitamin D regelt den
Kalzium?Phosphorhaushalt Mangelerscheinungen sind Rachitis,
Fortpflanzungs? und Wachstumsstörungen und
Knochenveränderungen z. B. am Brustbein und krumme Zehen. Vitamin
E unterstützt die Befruchtung und hat großen Einfluss auf
das Schlupfergebnis. Mangelerscheinungen äußern sich negativ
in Befruchtung, Schlupf und Legeleistung. Vitamin B1 und B12 hemmt
Bakterien, fördert den Eiweiß? und Kohlenhydratstoffwechsel,
verbessert den Schlupf und begünstigt die Brutfähigkeit.
Mangelerscheinungen sind bei Fehlen des Vitamin B Störungen im
Stoffwechsel, nervöse Störungen (Krämpfe), Appetitmangel
und gehemmtes Wachstum, was sich durch struppiges Gefieder
ausdrückt.
An dieser Darstellung erkennt man, wie wichtig Vitamine sind, die im
Mischfutter wegen ihrer Haltbarkeit viel zu wenig vorhanden sind. Dabei
spielt Grünfutter eine wichtige Rolle. Wer seinen Küken ab
dem 10. Tag frisches Grün anbieten kann, fördert die
Vitaminzufuhr. Aber auch die Darmflora wird dadurch mit Nebenstoffen,
die wiederum eine gute Verdauung im Körper bewirken, angereichert.
Besonders gut eignen sich Brennnesseln, Löwenzahn oder Schafgarbe.
Aber auch alles andere Grün, das gut zerkleinert angeboten werden
sollte, ist vorteilhaft. Der Löwenzahn ist eine allgemein bekannte
und häufig vorkommende Pflanze. Er ist reich an Vitaminen und
Mineralien. Daneben enthält er Bitterstoffe, Gerbstoffe, Insulin
und Stoffe, welche die Leber? und Nierentätigkeit positiv
beeinflussen. Löwenzahn gehört zu den sogenannten
,.blutreinigenden" Pflanzen. Genutzt werden kann die ganze Pflanze,
sogar die Wurzel. Die als Unkrautverpönte Brennnessel ist eine
wertvolle Futterpflanze, die in der Ernährung von Geflügel
und besonders bei der Kükenaufzucht, nicht fehlen sollte. Sie ist
besonders wertvoll durch ihren sehr hohen Gehalt an den Vitaminen A, B,
E, C, K, sowie Chlorophyll, Folsäure, Histamin, Acetylcholin, dazu
noch Essig? und Buttersäure. Bei regelmäßiger
Fütterung von Brennnesseln wirken sich diese Stoffe, zusammen mit
den noch in der Pflanze enthaltenen Mineralstoffen, durchaus positiv
auf das Wachstum der Küken aus. Der gesamte Stoffwechsel wird
angeregt, vor allem die Ausscheidung schädlicher
Stoffwechselschlacken wird stimuliert und somit auch eine
blutreinigende Wirkung erreicht. Die Schafgarbe enthält ein
entzündungshemmendes ätherisches Öl, Bitterstoffe und
Gerbstoffe. Auch sie wird bei Verdauungsstörungen eingesetzt.
Durch die Verstärkung der Verdauungssaftsekretion wird
die Futterverwertung verbessert. Leckerbissen für die Tiere sind
Dinge, die man einmal täglich füttern sollte. Ob es etwas
Weißbrot, Fleisch oder Ei ist, spielt keine Rolle, selbst ein
kleines Stück Kartoffel beschäftigt die Küken. Man kann
damit die Tiere auf sich prägen. Für die Vorbereitung von
Ausstellungen ist das auch später noch von Vorteil. Der
Aufzuchtstall, das Futter und die Wärme bilden eine Einheit, die
entscheidend für den Erfolg ist.
Fritz Schöne
|
Das
Brutnest sollte sich an einer ruhigen ungestörten
Stelle befinden Foto: Marks
|
Frische Brennesseln sind in der
Aufzucht durch ihre vielen
Vitamine
wertvoll Foto: Schöne
|
|