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Geflügelzucht- und Vogelschutzverein Reisbach

Das Tierportrait

UPDATE vom 02.05.2004

Alle Beiträge dieser Seite mit freundlicher Genehmigung von

Deutscher Kleintier - Züchter

Geflügelzeitung

Verbandsorgan für den Rassegeflügelzüchter
Verlag:
Öertel + Spörer GmbH + Co.
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72706 Reutlingen 
Burgstr. 1 - 7
Telefon: 07121 / 302-555 
Telefax: 07121/302558
Inhalt der Ausgabe 07/2004
 

Spaniertauben
Schöne Formtauben gestern und heute

4
Gesundheit kommt vom Darm
8
Zwerg - Amrocks in Deutschland erzüchtet
10
Nationale in Sinsheim 2003
12
Züchterporträt 18
Rosenkämmige Orpington
Nach langer Zeit neu erschaffen
19
Naturbrut und Aufzucht
20
Naturfreund Europäische Wachtel
22
52. VDT-Schau in Köln
48
Der Nasenkakadu Eine ornithologische Rarität
56
Naturparadies in Sinsheim
19. Bundesziergeflügelschau
57 
 
 
Aus dieser Ausgabe lesen Sie hier:

Naturbrut und Aufzucht

20

ABO-Formular

Naturbrut und Aufzucht
Für die Naturbrut sind nicht alle Rassen gleich gut geeignet, denn bei vielen Rassen wurde der Bruttrieb durch planmäßige Auslese reduziert. Ein Hauptgrund war sicherlich die Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Erträge durch brütende Hennen. Denn der Eiersegen ist dann deutlich geringer als bei Hennen ohne Bruttrieb. Aber selbst bei Rassen wie Italiener oder Leghorn, bei denen der Bruttrieb weitgehendst verschwunden ist, fallen ab und zu Glücken an, die allerdings nur selten befriedigende Brutleistungen bringen. Besonders geeignet sind allgemein Rassen mit asiatischem Einschlag, da sie wesentlich ruhiger als Mittelmeerrassen sind. Besonders geeignet sind Rassen mit ruhigem Charakter wie Orpington, Sussex und Seidenhühner, um nur einige zu nennen, also vorwiegend alle schweren bis mittelschweren Rassen und deren Zwerge. Aber auch die kleinen Urzwerge sind oft vortreffliche Brüter. Hennen, die brütig werden, bleiben anfangs nach dem Legen länger als gewöhnlich auf dem Nest sitzen. Später sitzen sie dann die ganze Nacht über auf ihrem Nest. Mit der Brütigkeit stellt sich bei der Henne eine erhöhte Körpertemperatur, die Bruttemperatur, ein. Wenn man abends mit der Hand unter die sitzende Henne langt, kann man feststellen, ob sie sich für die Brut eignet oder nicht. Hennen, die gackernd vom Nest fliegen, sind ungeeignet. Diese Hennen lassen sich auch sehr schwierig auf ein besonders vor bereitetes Brutnest umsetzen. Denn nur in Ausnahmefällen kann und sollte die Bruthenne dort brüten, wo sie hingelegt hat. Denn der Erfolg bei der Brut hängt weit stärker vom Brutnest ab, als das meist angenommen wird. Das Nest hat nämlich verschiedene Aufgaben zu erfüllen. So soll es die Eier zusammenhalten und ein Wegrollen nach außen verhindern. Es darf aber auch nicht zu tief und klein sein, so dass die Eier übereinander liegen, damit würde die Brut auch gefährdet. Denn es gibt hier die Möglichkeit der Bruchgefahr und des Unterkühlens der unteren Eier, so dass sich bei Letzteren der Schlüpf über mehrere Tage hinziehen kann. Das passiert auch, wenn man zu viele Eier unterlegt und die Eier weit außen, ohne der direkten Brutwärme von der Mutter liegen. Dort entwickeln sich die Embryos zu langsam, auch wenn  sie hin und wieder beim Wenden nach innen kommen,
 aber in der Nacht wendet die Henne nicht und dann kühlen die äußeren Eier zu stark ab.

Brutnest
Die Größe des Brutnestes richtet sich nach der Gluckengröße, meist 40x40cm Wer in einem extra Stall ein Nest vorbereitet, ist gut beraten, wenn er in das Nest ungedüngte, feuchte Erde als Untergrund verwendet und dort schon die Nestform (Mulde) festlegt. Die Erde sorgt für eine gewisse Feuchtigkeit, die ja zur Brut unerlässlich ist, besonders wenn die Temperaturen recht hoch sind. Darauf kommt weiches Stroh oder Heu, um ein schönes Bett zu haben. Wenn das Stroh oder Heu zu hart ist, sollte man es gut zertreten, damit es fest übereinander liegt und keine Luft von außen heran kann und eventuell die Eier von unten abgekühlt werden. Keinesfalls sollten hohe Kisten oder Körbe Verwendung finden, denn wenn die Glucke von oben aufs Nest springt besteht die Gefahr, dass die Eier beschädigt werden. Die beste Begrenzung sind Ziegelsteine. Ist das Nest vorbereitet, dann werden zunächst künstliche Eier untergelegt, Nimmt die Henne diese an, können am nächsten Tag die künstlichen Eier gegen die Bruteier ausgetauscht werden. Wichtig dabei ist, dass man die Glucke, bevor sie zur Brut gesetzt wird, entsprechend von Innen? und Außenparasiten soweit als möglich befreit. Das ist nach 10 Tagen nochmals zu wiederholen. Denn durch die erhöhte Körperwärme und geringe Bewegung sowie oft nicht vorhandenes Staubbad, vermehren sich die Schmarotzer sehr schnell und belästigen das Bruttier. Das kann so weit führen, dass die Glucke das Brüten aufgibt. Auch überträgt die Glucke sofort nach dem Schlüpf Keime auf die Nachzucht. Geschieht das in normalem Maße, können sich die Küken durch ihre natürlichen Abwehrkräfte vor größeren Schäden schützen. Nehmen die Keime jedoch überhand, kommt es zu Erkrankungen, Deswegen sollte auf die Desinfektion von Stallungen und Kükenheimen größter Wert gelegt werden. Diese Arbeit sollte man möglichst schon länger bevor man die Glucke mit ihren Küken in den Stall bringt erledigen. Wenn die Glucke schon im Aufzuchtstall oder Kükenheim brüten soll, muss die Desinfektion vorher erledigt sein.
Henne mit Küken im Auslauf
Henne mit Küken
Bei schönem Wetter können die Küken mit der Glucke schon nach wenigen Tagen in den Auslauf
Brutablauf
Für das Bruttier sollte ein ruhiger und möglichst etwas abgedunkelter Raum zur Verfügung stehen. Störungen durch den Hahn, legende Hennen, aber auch Haustiere wie Hunde oder lärmende Kinder usw. sind zu verhindern. Die Futteraufnahme während der Brut ist gering, die brütenden Hennen nehmen in dieser Zeit stark an Körpermasse ab. Als Futter erhalten alle Bruttiere nur Körner, die mit Mineralstoffen angereichert sind dazu gibt es frisches Wasser und Grit bzw. groben Sand. Weichfutter und Grünzeug können Durchfall erzeugen, die Glucke könnte dadurch die Eierverschmutzen, so dass die Poren des Eies verstopfen und die Embryos absterben können, da die Sauerstoffzufuhr durch die Schale nicht mehr ausreichend möglich ist. Man sollte immer dafür sorgen, dass die Bruthennen täglich das Nest verlassen, um erstens zu fressen und zweitens sich zu entleeren. Aber Vorsicht, wenn man die Glucke vom Nest nimmt. Man fasst beim Herausnehmen der Glucke nicht von oben auf sie, denn es kann vorkommen, dass unter den Flügeln noch Eier klemmen, die dann zerbrechen. Man sollte die Hennen immer von vorn unter der Brust anheben, um sie vom Nest zu nehmen. Nach dem 7 Bruttag, bei weißschaligen Eiern schon am 5. Bruttag, sollten die Eier durchleuchtet werden Unbefruchtete und abgestorbene Eier sind zu entfernen. Empfehlenswert ist es, sich nach 14 Tagen noch einmal die Arbeit zu machen und die zwischenzeitlich eventuell noch abgestorbenen Eier ebenfalls auszusortieren. Denn es kann vorkommen, dass bei der Wärme das abgestorbene Embryo zu verwesen anfängt und es unangenehm riecht, oder dass ein Ei platzt, die anderen Eier verschmiert und damit die anderen Embryos in Gefahr gebracht werden.

Natürliche Aufzucht
Wenn man die Küken mit der Glucke aufzieht, kann man eine Menge Kosten für den Stromverbrauch sparen. Aber auch bei der natürlichen Aufzucht brauchen die Küken Pflege und abgestimmtes Futter. Nicht zu vergessen ist kleiner Grit bzw. Sand. Letzterer wird zur Verdauung unbedingt benötigt. Die Tränken sind entsprechend der Kükengröße zu gestalten. Auch ist für eine möglichst staubfreie Einstreu zu sorgen. jeder hat dafür andere Möglichkeiten, auch der Handel bietet dafür schon einiges an. Wenn die Glucke mit ihren Küken in einem Kükenheim untergebracht ist, so sollten nach etwa 2 Wochen um dieses Heim einige qm abgrenzt werden, um sie ins Freie lassen zu können. Ist der Auslauf zu groß, wandert die Glucke zu weit und die Küken bleiben erschöpft im Gras zurück. Wird der kleine Kükenauslauf in der Sonne aufgestellt, muss für Schatten gesorgt werden, da die Küken die pralle Sonne auf Dauer nicht vertragen. Bei Küken, die mit der Glucke aufgezogen werden, ist besonders auf die Hygiene zu achten. Sie dürfen nicht vom Kot der Mutter beschmutzt werden, man muss ihn öfters entfernen. Besitzt man mehrere kükenführende Hennen im Freilauf, so empfiehlt es sich, diese etwas getrennt voneinander zu halten, damit die Glucken fremde Küken nicht angreifen und verletzen. Selbst die Hennen untereinander sind oft überaus aggressiv. Glucken sind generell streitsüchtig und dulden oftmals nur selten jemanden in ihrer Nähe. Die Fütterung sollte überlegt sein. Eine vorschriftsmäßige Aufzucht der Küken beginnt schon bei einer ausreichenden und abwechslungsreichen Fütterung der Althennen, denn nur aus einem makellosen Ei kann auch ein gesundes Küken schlüpfen, das kräftig und vital ist. Dass immer ausreichend Wasser zur Verfügung stehen muss, was täglich zumindest gründlich erneuert werden sollte, um Infektionen weitgehend auszuschließen, versteht sich von selbst.

Fütterung

Das Kükenfutter sollte möglichst nicht als Standfutter immer im Stall stehen, denn dann scharrt die Henne es breit unter die Einstreu. Am besten hat sich ein mehrmaliges Füttern am Tag bewährt. So nehmen die Tiere mehr Futter auf, so dass sich ein schöner Kropf ausbilden kann. Wenn alle Küken auf einmal fressen, setzt ein Futterneid ein. Sie fressen dann so lange, bis nichts mehr hinein geht. An Vitamine sollte immer gedacht werden. Um Mangelerscheinungen auszuschließen, sollte der Züchter, der kein vorgemischtes Standardkükenfutter reicht, darauf bedacht sein, dass seine Tiere genügend Eiweiß und Mineralstoffe erhalten und dam möglichst viel Grünfutter und Vitamine, Das ist zwar bekannt, trotzdem möchte ich hier die wichtigsten Vitamine nochmals nennen. Vitamin A stabilisiert die Abwehrkräfte und wirkt wachstumsfördernd. Tritt eine Mangelerscheinung auf, so macht sich diese durch Wachstumshemmung, mangelnde Vitalität, allgemeine Schwäche, Minderung der Geschlechtstätigkeit bei Alttieren, verbunden mit vielen unbefruchteten Eiern, Anfälligkeit der Schleimhaut und Schnupfen bemerkbar. Vitamin D regelt den Kalzium?Phosphorhaushalt Mangelerscheinungen sind Rachitis, Fortpflanzungs? und Wachstumsstörungen und Knochenveränderungen z. B. am Brustbein und krumme Zehen. Vitamin E unterstützt die Befruchtung und hat großen Einfluss auf das Schlupfergebnis. Mangelerscheinungen äußern sich negativ in Befruchtung, Schlupf und Legeleistung. Vitamin B1 und B12 hemmt Bakterien, fördert den Eiweiß? und Kohlenhydratstoffwechsel, verbessert den Schlupf und begünstigt die Brutfähigkeit. Mangelerscheinungen sind bei Fehlen des Vitamin B Störungen im Stoffwechsel, nervöse Störungen (Krämpfe), Appetitmangel und gehemmtes Wachstum, was sich durch struppiges Gefieder ausdrückt. An dieser Darstellung erkennt man, wie wichtig Vitamine sind, die im Mischfutter wegen ihrer Haltbarkeit viel zu wenig vorhanden sind. Dabei spielt Grünfutter eine wichtige Rolle. Wer seinen Küken ab dem 10. Tag frisches Grün anbieten kann, fördert die Vitaminzufuhr. Aber auch die Darmflora wird dadurch mit Nebenstoffen, die wiederum eine gute Verdauung im Körper bewirken, angereichert. Besonders gut eignen sich Brennnesseln, Löwenzahn oder Schafgarbe. Aber auch alles andere Grün, das gut zerkleinert angeboten werden sollte, ist vorteilhaft. Der Löwenzahn ist eine allgemein bekannte und häufig vorkommende Pflanze. Er ist reich an Vitaminen und Mineralien. Daneben enthält er Bitterstoffe, Gerbstoffe, Insulin und Stoffe, welche die Leber? und Nierentätigkeit positiv beeinflussen. Löwenzahn gehört zu den sogenannten ,.blutreinigenden" Pflanzen. Genutzt werden kann die ganze Pflanze, sogar die Wurzel. Die als Unkrautverpönte Brennnessel ist eine wertvolle Futterpflanze, die in der Ernährung von Geflügel und besonders bei der Kükenaufzucht, nicht fehlen sollte. Sie ist besonders wertvoll durch ihren sehr hohen Gehalt an den Vitaminen A, B, E, C, K, sowie Chlorophyll, Folsäure, Histamin, Acetylcholin, dazu noch Essig? und Buttersäure. Bei regelmäßiger Fütterung von Brennnesseln wirken sich diese Stoffe, zusammen mit den noch in der Pflanze enthaltenen Mineralstoffen, durchaus positiv auf das Wachstum der Küken aus. Der gesamte Stoffwechsel wird angeregt, vor allem die Ausscheidung schädlicher Stoffwechselschlacken wird stimuliert und somit auch eine blutreinigende Wirkung erreicht. Die Schafgarbe enthält ein entzündungshemmendes ätherisches Öl, Bitterstoffe und Gerbstoffe. Auch sie wird bei Verdauungsstörungen eingesetzt. Durch die Verstärkung der Verdauungssaftsekretion wird die Futterverwertung verbessert. Leckerbissen für die Tiere sind Dinge, die man einmal täglich füttern sollte. Ob es etwas Weißbrot, Fleisch oder Ei ist, spielt keine Rolle, selbst ein kleines Stück Kartoffel beschäftigt die Küken. Man kann damit die Tiere auf sich prägen. Für die Vorbereitung von Ausstellungen ist das auch später noch von Vorteil. Der Aufzuchtstall, das Futter und die Wärme bilden eine Einheit, die entscheidend für den Erfolg ist.
Fritz Schöne
Brütende Henne
Das Brutnest sollte sich an einer ruhigen ungestörten Stelle befinden Foto: Marks
Frische Brennesseln
Frische Brennesseln sind in der Aufzucht durch ihre vielen Vitamine wertvoll Foto: Schöne


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